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Winterzwischenfrucht: Vom Not-Ersatzfutter zur hochwertigen Standardsilage

Von: Roy Baufeld, Stand: 27.04.2020
Erschienen in: praxisnah 02/2020

Für Jens Franke, Abteilungsleiter Pflanzenbau der Agrargenossenschaft Rannstedt e.G., war im Trockenjahr 2018 der Einsatz des Winterzwischenfruchtgemenges „Lundsgaarder Gemenge“, nur ein „Noteinsatz“ in Zeiten akuten Futtermangels. Gute Gründe aber sprechen für ihn dafür, die Mischung auch weiterhin in die Fruchtfolge zu integrieren.

Rannstedt in Thüringen gehört mit 500–550 mm Jahresniederschlag (Mittel 30 Jahre) zu den eher trockeneren Regionen Deutschlands, in denen auch im Frühjahr 2020 noch nicht alle Böden wieder vollständige Feldkapazitäten erreicht haben. Die 2.100 ha LN des Betriebes haben im Schnitt 70 Bodenpunkte.Die Fruchtfolgen sind mit den Getreidearten Winterweizen, Winter- und Sommergerste, den Blattfrüchten Winterraps, Silomais und Zuckerrüben und den Leguminosen Luzerne und Erbsen weit aufgestellt. Ergänzt werden sie durch Sommerblühmischungen, abfrierende und nicht abfrierende Winterzwischenfrüchte. Neben Marktfrüchten wird das Grund- und teilweise Kraftfutter für 400 Milchkühe und 550 Bullen aus Mais, Grünland, Zuckerrübenschnitzel, Getreide und Luzerne erzeugt.

Winterzwischenfrucht nicht nur als „Notfutter“

Als 2018 durch den trockenen Sommer das Futter knapp zu werden drohte, weil sämtliche Futterpflanzen deutlich weniger Ertrag bei oft schlechterer Qualität brachten, wurde Jens Franke aktiv.

„Um die sich abzeichnende Futterlücke zu schließen, haben wir eine nicht-abfrierende Winterzwischenfrucht vor Mais angebaut. Sie musste in erster Linie ertrag-, energie- und eiweißreiche Komponenten mitbringen. Geplant war eine Schnittnutzung im Frühjahr. Aufgrund der Tatsache, dass unsere Fruchtfolgen Raps enthalten, dürfen diese Mischungen nur bedingt Kruziferen enthalten. Ein weiteres Beispiel: Sonnenblumen, fallen sie aus, sind sie in den Folgefrüchten schwer zu bekämpfen. Deshalb sollten sie nicht in dieser Mischung enthalten sein“, erläutert Jens Franke seine Auswahlkriterien. „Wir haben dann die Mischung viterra® Lundsgaarder Gemenge ausprobiert, die viel Welsches Weidelgras, Inkarnatklee und noch ein paar Prozent Winterwicke und Winterfuttererbse enthält, also ganz gut bei uns reinpasst und keine Problemkomponenten mitbringt.“ Die Tatsache, dass diese Mischung auch greeningfähig ist, spielte für ihn jedoch keine entscheidende Rolle, denn die Greeningvorgaben werden auch mit Luzerne, Sommerzwischenfrüchten, Randstreifen und Stilllegung problemlos erfüllt.

Anfang August 2018 wurde das Lundsgaarder Gemenge nach Winterweizen und erfolgtem Stoppelsturz mit 45 kg/ha gedrillt. Das ist eine etwas geringere Aussaatmenge als vom Hersteller empfohlen, die aber in diesem Fall gut funktionierte, da sehr gute Auflaufbedingungen vorlagen. Nach der Saat wurde gewalzt, um Verunreinigungen beim Futterschnitt zu reduzieren. Die Nährstoffversorgung wurde nach Ablauf der Sperrfrist über eine Herbstgabe mit Rindergülle sichergestellt, weitere Maßnahmen erfolgten nicht.

Auf diesen Standorten dominiert das Gras

„Sowohl 2018/19 als auch bei dem aktuellen Bestand ist das Weidelgras klar dominant“, demonstriert Franke im Bestand (s. Bild). Das kann auf weniger guten und schwach versorgten Böden auch ganz anders aussehen, denn je besser die N-Versorgung grundsätzlich ist, desto schwerer haben es die stickstoffbindenden Leguminosen, sich in der Mischung durchzusetzen und desto geringer ist damit der potenzielle Effekt der N-Bindung innerhalb der Fruchtfolge. Auf ärmeren Standorten können sich die Leguminosen besser durchsetzen und nachfolgende Kulturen können dann auch von dem gebundenen Stickstoff innerhalb der Fruchtfolge deutlicher profitieren.

„Da Dauerhumusbildung in besonderem Maße über das Gras erfolgt, sehe ich diese „Graslastigkeit“ auf diesem Standort nicht unbedingt als Nachteil an. Auch in Bezug auf die Futterqualität waren im letzten Jahr keine Nachteile ersichtlich.“

Erntezeitpunkt als Kompromiss

Die Ernte der Bestände vor Mais erfolge am 8.5.2019 mit einem 9-Meter-Mähwerk in Breitablage. Bereits am nächsten Tag wurde geschwadet, gehäckselt und siliert. „Rückwirkend betrachtet, war die Anwelkzeit mit nur ca. 24 Stunden zu kurz, die TS-Gehalte waren damit nicht optimal. Für einen optimalen TS- Gehalt der Silage wird dieses Jahr mehr Zeit zum Anwelken eingeplant“, hat Franke daher beschlossen.

Der Erntezeitpunkt eines Gemenges vor Mais ist allerdings immer ein Kompromiss. Denn für den optimalen Futterwert könnte das Gemenge – und das betrifft im Grunde die meisten Zwischenfrucht-Mischungen – gerne noch ein paar Tage länger stehenbleiben. Auch die Blütentracht hätte dann als Bienenweide einen größeren Nutzen. Der Nachteil jedoch wäre der verspätete Saatzeitpunkt des nachfolgenden Maises, der hier wiederum erhebliche Nachteile mit sich bringen würde. 2018/19 war zwar ein sehr trockenes Jahr, aber dieser Standort profitierte von gelegentlichen Gewittern, sodass die Trockenheit nicht allzu nachteilige Folgen hatte. Mit den Erträgen zeigte sich Jens Franke jedenfalls zufrieden.

Sehr beliebtes Futter

Trotz der hohen Eiweißgehalte gab es weder beim Einsilieren noch bei der Futterqualität/-haltbarkeit irgendwelche Probleme. Bei einer Erntemenge bis 400 t wäre eine Schlauchsilierung vermutlich die ökonomischste Variante. Bei größeren Mengen, wie bei der Agrargenossenschaft Rannstedt, stellt jedoch ein 12 m breites Fahrsilo die bessere Lösung dar. „Wir haben alles als Silage verfüttert und festgestellt, dass die sehr gern gefressen wird – besser als die Schnitte vom Grünland. Diese Mischung brachte kaum Verunreinigungen wie z. B. Erde, Hundekot und Unkräuter mit und hat – das haben die Analysen gezeigt – auch mehr Energie als reines Grünland. Auch im Laufe des Verfütterns gab es keine Probleme etwa mit Schimmelbildung oder Abbruch etc.“

Die Fläche wird problemlos wieder „sauber“

Nach dem Schnitt kam die Scheibenegge zum Einsatz, zeitgleich wurde Gülle ausgebracht und anschließend gepflügt. Weder bei der Saatbettbereitung noch bei der Aussaat des Maises gab es irgendwelche Probleme mit Pflanzenrückständen.

Fazit

Da die winterharte Zwischenfrucht-Mischung viterra® Lundsgaarder Gemenge sich als gern gefressenes und qualitativ überzeugendes Futter erwiesen hat, ist aus dem einstigen „Notnagel“ ein fester Futterbestandteil geworden. Die Mischung findet neben Sommerzwischenfrüchten und abfrierenden Winterzwischenfrucht-Mischungen ihren Platz in der Fruchtfolge. Eigenschaften wie Humusbildung, Förderung der Bodengare, die Möglichkeiten der organischen Düngung, Vorfruchtwert und Greeningfähigkeit waren in diesem Fall zwar nicht die entscheidenden Argumente, werden aber gerne mitgenommen.