Die Fruchtfolge Wintergerste – Zuckerrübe – Kartoffel ist in Deutschland eher ungewöhnlich, denn ein sehr hoher Anteil an Hackfrüchten birgt immer ein hohes phytosanitäres Risiko.
Peter Hinze, Landwirt aus Neu Wulmstorf bei Hamburg baut seit zehn Jahren Kartoffeln nach Zuckerrüben an und demonstriert: Mit Ölrettich nach Wintergerste zur Nematodenbekämpfung kann eine solche Fruchtfolge hoch wirtschaftlich sein.
Peter Hinze verdient auf dem Acker sein Geld mit Hackfrüchten, "alles andere läuft mehr oder weniger nebenbei". Sein oberstes Ziel ist es daher, den Ertrag der Zuckerrüben und Kartoffeln langfristig und nachhaltig auf hohem Niveau zu sichern.
Das Thema Fruchtfolgekrankheiten hat bei einem derartig hohen Hackfruchtanteil einen sehr hohen Stellenwert. "Vor etwa 10 Jahren begann unsere Zuckerrübenfabrik die Mulchsaat bei Zuckerrüben zu thematisieren und Mulchsaat wurde im Rahmen der Agrarförderung momentan unterstützt", blickt Hinze auf die Anfänge zurück. "Darüber bin ich zum intensiven Zwischenfruchtanbau gekommen. In den letzten 10 Jahren habe ich dann den Anbau von Ölrettich immer weiter verfeinert und dieser Prozess läuft immer weiter".
„Ich führe Ölrettich wie eine Hauptfrucht, nur so kann ich seine Vorteile - Nematodenbekämpfung und Förderung der Bodengare und des Wasserhaushaltes - optimal nutzen.“ Das bedeutet vor allem eine Pflugfurche zu Ölrettich, eine rechtzeitige Saat mit Drillkombination bei relativ hohen Saatdichten und auch eine ausreichende Stickstoffdüngung. „Ölrettich ist bei mir keine Zwischendurch-Frucht.“
„Um den Boden im Vorgewende nicht zu sehr zu belasten, wird dort vor Zuckerrüben erst im Frühjahr gepflügt. Man kann sehr gut erkennen, dass der Ölrettich sich auf dem gepflügten Boden sichtbar besser entwickelt - oberirdisch wie unterirdisch“, so die Erfahrungen Hinzes zur optimalen Bodenbearbeitung. Denn auch wenn Ölrettich für seine gute Durchwurzelungsfähigkeit bekannt ist, kann er sich bei Bodenverdichtungen nicht optimal entwickeln. Letzteres ist aber notwendig, damit die Nematoden im Boden - Rübenzystennematoden und Trichodoriden (die Überträger des Tabak-Rattle-Virus (TRV) der Kartoffel) - effektiv bekämpft werden können. „Ich muss es den Wurzeln des Ölrettichs ermöglichen, zu den Nematoden zu wachsen, denn die Nematoden kommen nicht zur Wurzel. Eine hohe Saatdichte unterstützt das. Denn je höher die Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen im Bestand, desto höher der Feinwurzelanteil im Boden und desto besser der Bekämpfungserfolg!“ Das ist nicht nur Peter Hinzes Theorie, sondern auch die seines Fachberaters, Andreas Henze.
Der empfiehlt daher für die im Anbau befindliche Ölrettichsorte CONTRA eine Aussaatstärke von ca. 23-25 kg/ha (ca. 230 Kö/m²). Dass ein solcher Bestand dann aber ausreichend Nährstoffe benötigt, ist logisch. 16 m³ Gülle mit ca. 5 kg N/m³ sind auf dem Betrieb Hinze Standard. "Da diese Gülle im Herbst aber nicht voll umgesetzt werden kann, wird diese Düngung dann noch mit 50 kg N/ha über AHL ergänzt. Mit dieser Strategie fahre ich wirklich sehr gut", zeigt sich der Landwirt zufrieden. "Neben der wirklich sehr guten Nematodenreduzierung ist auch die Unkrautunterdrückung durch diese Bestände zufriedenstellend, der Boden ist gut durchwurzelt und ich habe auch noch ausreichend überirdische organische Masse." Ist der Ölrettichbestand abgefroren, wird dieser auf dem gefrorenen Boden gewalzt, wobei die Pflanzenteile "wie Glas zerspringen, ohne dass der Boden durch das Schleppergewicht Schaden nimmt".
Ganz wichtig ist nach den Erfahrungen des Betriebsleiters der richtige Saatzeitpunkt. "In dieser Region wird nicht vor dem 15. August gesät, sonst steigt das Risiko einer Rettichbildung zu stark an. Dann müsste ich häckseln und könnte damit die Bodenstruktur schädigen." Die optimale Saatzeit sei aber in jedem Jahr eine Gratwanderung, denn "komme ich zu spät, und ist dann vielleicht noch die Vegetationszeit außergewöhnlich kurz, reicht die Massebildung nicht aus. Sechs Wochen Entwicklung müssen die Pflanzen mindestens haben." Wird der vielzitierte Klimawandel auch hier sichtbar? "Letztes Jahr konnten wir noch Anfang November ein Wachstum beobachten, meist ist aber Mitte/Ende Oktober Schluss. Trotzdem scheint sich in der Tendenz die Vegetationszeit zu verlängern", meint Hinze abwartend.
"Prio eins" hat aber klar die Vermeidung der Rettichbildung. Auch darf nach Möglichkeit die generative Phase nicht erreicht werden, da der Rettichsamen über Jahrzehnte im Boden keimfähig bleibt. "Man sollte bei der Sortenwahl Sorten bevorzugen, deren Neigung zur Rettichbildung nicht so stark ist und die nicht zu früh blühen", rät Hinze. "Ich lege meinen Schwerpunkt in diesem Jahr auf die neue Sorte CONTRA, habe in den letzten Jahren aber auch mit DEFENDER gute Erfahrungen gemacht."
Letztlich stellt sich natürlich die Frage nach der Rentabilität eines solch intensiven Zwischenfruchtanbaus. Wie rechnet da der Betriebsleiter? Ein Zwischenfruchtanbau vor der Kartoffel ist unter den Betriebsbedingungen nicht möglich, denn der Boden muss vor dem Kartoffellegen entsteint werden. Ein hoher Anteil organischer Masse würde diesen Arbeitsschritt erschweren.
Aber durch den Zwischenfruchtanbau steigen die Zuckerrübenerträge und damit auch die Rübenblattrückstände auf dem Feld an. Das Mehr an Rübenblatt bedeutet auch ein Mehr an Kalirückführung und damit weniger Düngeraufwand - so profitiert die Kartoffel indirekt auch hier.
Da die Zuckerrüben direkt nach Ölrettich stehen, profitieren diese naturgemäß mehr von dessen Vorfruchtwert. Und der geht über die Reduktion der Krankheitsüberträger deutlich hinaus. "Neben dem phytosanitären Effekt, hat es die Zuckerrübe auch wesentlich leichter bei der Bodendurchwurzelung und wurzelt deutlich tiefer. So kann sie das vorhandene Wasser besser nutzen. Insgesamt erscheint mir der Wasserhaushalt nach Zwischenfrüchten besser reguliert: Bei starkem Regen fließt das Wasser besser ab und bei Trockenheit halten die Pflanzen besser durch."
Die abgestorbene organische Masse der Zwischenfrucht bindet Wasser, vermindert die Verdunstung und die Bodenerosion, was natürlich auch den Rüben zu Gute kommt. Der positive Effekt auf den Wasserhaushalt zeigte sich in diesem für die Region im Süden Hamburgs extrem trockenen Frühsommer deutlich: "Zuckerrüben nach Ölrettich haben 1-2 Wochen länger durchgehalten. Aber in diesem Trockenjahr hat es die Spitzenerträge der Vorjahre natürlich nicht gegeben", resümiert Peter Hinze.
Die Vielzahl an Effekten bringt den Mehrertrag, da ist sich Peter Hinze sicher: "In den letzten 10 Jahren hat die Zuckerrübe nach Ölrettich 80-100 dt/ha mehr gebracht als ohne den Ölrettich." Die ca. 120 Euro/ha Anbaukosten für den Ölrettich stehen bei solchen Mehrerträgen dann auch nicht weiter zur Diskussion.