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Zwischenfrüchte vor Kartoffeln

Von: Michaela Schlathölter, P. H. PETERSEN SAATZUCHT LUNDSGAARD GmbH
Erschienen in Kartoffelbau 9&10/2016 (67. Jg.)

Vor Kartoffeln stellt sich immer wieder die Frage: Was ist die geeignete Zwischenfrucht, um Qualität und Gesundheit positiv zu beeinflussen? Soll die Zwischenfrucht zusätzlich zur Erfüllung der Greening Auflagen beitragen, müssen mindestens zwei Kulturarten als Antwort herausgefiltert werden.

Ölrettich

Dass Ölrettich nicht nur die Erntemenge der Folgefrucht Kartoffel erhöht, sondern auch die Qualität verbessert, ist in zahlreichen Versuchen bestätigt worden. Besonders eindrucksvoll hat dies der Fruchtfolgeversuch der LWK Rheinland in Goch Pfalzdorf mehrjährig gezeigt. Ölrettich bildet viel organische Masse, die den Humusgehalt des Bodens fördert und so Bodenstruktur und Wasserhaltefähigkeit des Bodens aufbessert. Die ausgeprägte Pfahlwurzel mit intensiven Seitenwurzeln stabilisiert das Bodengefüge und verbessert so die Anbaubedingungen für die Folgefrucht Kartoffeln, deren Anbau auf meist leichten Böden erfolgt.

Zusätzliche organische Masse steigert die biologische Aktivität des Bodens und die wertvollen Mikroorganismen, sodass die Pufferkapazität des Bodens ansteigt. So werden zusätzliche Nährstoffe aufgeschlossen und Stickstoff vor Verlagerung in tiefere Bodenschichten geschützt. Das dichte Blattwerk des Ölrettichs und die schnelle Bodendeckung schützen die Bodenoberfläche vor Austrocknung und vermindern die Erosionswirkung durch Wind und Wasser. Die schnelle Bodenbeschattung schützt nicht nur den Boden, sondern unterdrückt auch wirkungsvoll die Unkräuter. Voraussetzung  für die optimale Nutzung dieser hervorragenden Eigenschaften ist hauptfruchtmäßige Bestellung der Zwischenfrucht, eine genügend hohe Aussaatstärke und die Auswahl einer geeigneten Sorte, die eine schnelle Anfangsentwicklung, stark vegetativ ausgerichtetes Wachstum und eine geringe Neigung zur Rettichbildung bietet.

Zusätzlich zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit kann Ölrettich auch die Kartoffelqualität verbessern. Neben den Eigenschaften des Ölrettichs, die die Bodenfruchtbarkeit fördern kann der Ernteerfolg der Kartoffel durch die Verbesserung der Kartoffelqualität gesteigert werden. Da das Erntegut im Boden heranwächst, sind Nematoden und bodenbürtige Schaderreger besonders zu beachten. Erschwerend kommt hinzu, dass leichte Böden mehr und stärkere Nematodenbelastungen haben als schwere Böden mit hohem Tongehalt.

Virusbedingte Eisenfleckigkeit

Die Virusbedingte Eisenfleckigkeit ist eine Virus-Krankheit, die von Nematoden der Trichodoriden übertragen wird. Der Tobacco-Rattle-Virus (TRV) wird am Mundstachel der Nematoden transportiert und bei der Saugtätigkeit an den Pflanzenwurzeln übertragen. Eine Virusinfektion der Kartoffel wird häufig erst bei der Ernte an den Knollen durch die typischen Verfärbungen und Nekrosebildungen bemerkt.

Die Trichodoriden gehören zu den freilebenden Nematoden, d.h. sie befinden sich immer außerhalb der Pflanzenwurzeln im Boden. Sie stechen relativ wahllos viele Pflanzenwurzeln verschiedener Arten von außen an und ernähren sich vom Pflanzensaft. Bei Wirtspflanzen ist erhöhte Saugtätigkeit, längerer Aufenthalt in der wurzelnahen Zone und Vermehrung der Nematoden zu beobachten. Aber auch schlechte Wirtspflanzen werden von den Nematoden probeweise angestochen. Die Reaktion der angestochenen Pflanze ist abhängig von der Sensibilität/Anfälligkeit und der Wachstumsphase.

Gut wachsende Kartoffelpflanzen reagieren kaum auf die Saugtätigkeit der Trichodoriden und es sind keine Beeinträchtigungen festzustellen. Lediglich in der frühen Jugendentwicklung ist die Kartoffel bei schlechten Wachstumsbedingungen sensibel für die direkte Schädigung durch die Trichodoriden. Bei kühlen, nass-feuchten Bedingungen sind viele Trichodoriden im Oberboden und können junge, keimende Kartoffeln so stark mit ihrer Saugtätigkeit schädigen, dass die Kartoffel im Wachstum stockt oder ganz abstirbt, sodass nesterweise Fehlstellen entstehen.

Deshalb ist es wichtig, der Kartoffel in der Jugendentwicklung optimale Wachstums­bedingungen zu schaffen, damit sie sich trotz Saugtätigkeit von Trichodoriden schnell weiterentwickeln und kräftigen kann, um die sensible Wachstumsphase zu überwinden.

Unkräuter können auch als Virusquelle für virusübertragende Nematoden (Tricho­doriden, Longidorus, Xiphinema) dienen. Der Tabak Rattle Virus kann sich in Hirtentäschel, Schwarzer Nachtschatten, Vogelmiere, usw. stark vermehren. Darüber hinaus wird das Virus über die Unkrautsamen weiter verbreitet und virusfreie Nematoden­populationen können sich erneut mit Viren beladen.

Um die Virusbedingte Eisenfleckigkeit zu begrenzen, muss das System Trichodoriden-TRV-anfällige Kartoffelsorte unterbrochen oder stark gestört werden. Da viele aktuell interessante Kartoffelsorten sensibel für Eisenfleckigkeit sind, ist es wichtig, alle weiteren Möglichkeiten zur Verminderung von Nematoden und Viren auszuschöpfen.

Ölrettich ist eine schlechte Wirtspflanze für Trichodoriden. Zusammen mit der Wintersterblichkeit der Nematoden ergibt sich eine Reduzierung der Nematodenbelastung im Boden. Zusätzlich verlieren die Nematoden durch das Anstechen der Ölrettichwurzeln das Virus von ihrem Mundstachel, sodass die Nematoden keine weitere Eisenfleckigkeit durch ihre Saugtätigkeit übertragen können. Diese Fähigkeit, die Trichodoriden von der Virusbelastung zu reinigen, ist sortentypisch und nicht in allen Ölrettichsorten gleichstark vorhanden. Diese Unterbrechung der Virusübertragung ermöglicht die Verminderung des Befalls an virusbedingter Eisenfleckigkeit in der Folgefrucht Kartoffeln.

Allerdings können sich die Nematoden jederzeit an virustragenden Unkräutern neu mit dem Virus beladen, sodass nicht nur sichergestellt werden muss, dass der Ölrettichbestand unkrautfrei ist, sondern auch im Frühjahr keine Verunkrautung eine erneute Beladung der Nematoden mit den TRV möglich machen.

Mischungspartner Rauhafer

Um als ökologische Vorrangfläche in Deutschland für das Greening angerechnet zu werden, müssen die Zwischenfrüchte mit einer zusätzlichen Art gemischt werden, wobei keine Art 60 % Samenanteil überschreiten darf. Obwohl die Liste der möglichen Mischungskomponenten sehr umfangreich ist, befinden sich keine anderen Arten auf der Liste, von denen es so gesicherte Ergebnisse zur Verminderung der Virusbedingten Eisenfleckigkeit gibt, wie bei Ölrettich. Viele der aufgeführten Arten sind Wirtspflanzen für Trichodoriden und/oder den Virus und tragen so zur Verschärfung des Problems mit der Eisenfleckigkeit bei.

Die Rauhafersorte PRATEX hat sich als Vorfrucht vor Kartoffeln durch seine reduzierende Wirkung von wandernden Wurzelnematoden (Pratylenchus penetrans) bewährt. Pratylenchen kommen ebenfalls häufig in leichten Böden vor. Neben häufig nicht beachteten oder fehlgedeuteten direkten Nematodenschäden (Läsionen an den Wurzeln und Wachstumsverzögerungen), schaffen die Läsionsälchen die Eintrittspforten für pilzliche Sekundärinfektionen mit Verticlillium dahliae, Rhizoctonia solani oder Fusarium ssp. , die die Kartoffeln stark schädigen.

Für Trichodoriden ist Rauhafer eine ebenso schlechte Wirtspflanze wie Ölrettich, sodass die Nematodenbelastung im Boden verringert wird. Zur Verminderung der Virusbedingten Eisenfleckigkeit gibt es bislang noch keine verlässlichen Untersuchungs­ergebnisse, da die komplexen und langwierigen Prüfungen bislang mehrmals gescheitert sind. Die praktischen Anbauerfahrungen aus den Niederlanden, wo der Rauhafer vor intensiven Kartoffelanbau für die Chipsproduktion angebaut wird, lassen vermuten, dass es keine negativen Zusammenhänge zwischen dem Rauhafer und dem Auftreten der Eisenfleckigkeit bestehen.

Als greeningfähige Mischungen stehen Fertigmischungen aus Ölrettich und Rauhafer zur Verfügung. Zwar kann der Landwirt bei der Nutzung dieser Fertigmischungen sicher sein, dass das Mischungsverhältnis den Greeningauflagen entspricht, doch er sollte sich überzeugen, dass die verwendeten Sorten in der Mischung auch die vermindernde Wirkung auf Nematoden und Eisenfleckigkeit besitzen. Der Rauhafer PRATEX hat sich als starker Partner für die Ölrettichsorte DEFENDER in Kartoffelfruchtfolgen als Mischung viterra® INTENSIV bewährt.

Mischungspartner Lein

Von Lein gibt es nur wenige Ergebnisse zur Wirkung auf Trichodoriden, TRV und Pratylenchen. Als Hauptkultur ist Lein in Europa eine schlechte bis maximal mäßige Wirtspflanze für diese Erreger und hat eine sehr geringe bis fehlende Anfälligkeit für die Nematoden und Viruserkrankung. Da man davon ausgehen kann, dass der Zwischenfruchtanbau das Vermehrungspotential durch die wesentlich kürzere Standzeit weiter vermindert, kommt der Lein als Mischungspartner in Greeningmischungen für den Ölrettich in Frage.

Als Mischungspartner für Ökologische Vorrangflächen im Rahmen des Greenings ist Lein interessant geworden, da er sehr trotz seiner Kleinkörnigkeit sehr durchsetzungs­stark ist und damit auch bei starken Mischungspartnern noch auf dem Feld gefunden werden kann. Neben seiner Neutralität in Kartoffelfruchtfolgen darf man nicht die Selbstunverträglichkeit des Leins vergessen. Zwischen hauptfruchtmäßigen Anbauten wird zu 5-7 jähriger Anbaupause geraten.

Fazit

Keine Zwischenfrucht ist so sicher und gut untersucht wie der Ölrettich. Neben praxisgerechten Aussaatverfahren stehen geprüfte Sorten für unterschiedliche Einsatzzwecke zur Verfügung. Als Vorfrucht vor Kartoffeln ist Ölrettich somit die erste Wahl.

Sollen zusätzlich Greeningauflagen erfüllt werden, so stellen Rauhafer und Lein mögliche Mischungspartner dar.

Zu den Auflagen des Greening gehört auch die Beschränkung der organischen Düngung auf 40 kg/ha und das Umbruchverbot vor dem 15. Februar. Das kann in vielen Jahren gelingen, doch die Handlungsfreiheit  und die Optimierungsmöglichkeiten sind durch diese Auflagen stark eingeschränkt und führen nicht immer zum optimalen Zwischenfruchtbestand, der das Beste für die Kartoffeln erzielt.

Erschienen in Kartoffelbau 9&10/2016 (67. Jg.)

Autorin:

Michaela Schlathölter, P. H. PETERSEN SAATZUCHT LUNDSGAARD GmbH

Tel.: 04636 - 8944

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