Zwischenfrüchte - Gezielt einsetzen!
Besonders in Betrieben mit hohem Zuckerrüben- oder Kartoffelanteil und erosionsgefährdeten Flächen sind Zwischenfrüchte zu einem festen Bestandteil in der Fruchtfolge geworden. Ihr Potenzial, Schäden durch bodenbürtige Nematoden und Viren zu vermeiden, ist enorm. Aber nicht alle Zwischenfrüchte sind gleich gut zur Bekämpfung bestimmter Erreger oder zum Einsatz in Mulchsaatsystemen geeignet. Michaela Schlathölter erläutert den effektiven Einsatz von Zwischenfrüchten.
Rübenzystennematoden: Ölrettich nachhaltiger als Gelbsenf
Der optimale Zeitpunkt für die Aussaat von nematodenresistenten Ölrettich- und Gelbsenfsorten ist nach der Getreideernte, denn so lassen sich die warmen Bodentemperaturen optimal nutzen. Sorten mit einer schnellen und gesunden Jugendentwicklung sind zu bevorzugen, da diese auch unterirdisch eine schnellere Entwicklung aufweisen und so mehr Bodenraum durchwurzeln können. Die Wurzeln von Gelbsenf und Ölrettich locken die Nematoden an, aber die Tiere können in den resistenten Pflanzen ihren Vermehrungszyklus mangels Nahrung nicht vollenden. So wird die Nematodenpopulation im Boden vor der Hauptfrucht so stark reduziert, dass die folgende Hauptfrucht ohne wirtschaftlichen Schaden angebaut werden kann. Sorten mit der Resistenznote 1 (z.B. Ölrettich Colonel) konnten in den amtlichen Resistenzprüfungen die Nematoden um mehr als 90 % zurück zu drängen – also bis unterhalb der wirtschaftlichen Schadschwelle. Auf Flächen mit geringer oder ungleichmäßiger Verteilung bieten solche Sorten den höchsten Wirkungsgrad in der Nematodenbekämpfung.
Die Nematodenbekämpfung mit resistentem Ölrettich ist bei gleicher Resistenzstufe nachhaltiger als die Bekämpfung mit Gelbsenf. Das beruht einerseits auf der intensiveren Durchwurzelung des Ölrettichs, andererseits auf der stärkeren Nützlingsförderung: Die im Boden verbleibenden Zysten sind stärker parasitiert und die Nematodenpopulation erholt sich bei Ölrettich langsamer.
Bekämpfung ist auch bei nematodentoleranten Rüben wirtschaftlich
Nematodentolerante Rübensorten reagieren zwar nicht so stark mit Ertragsabfall wie normale Sorten, aber auch sie bringen mehr Ertrag bei geringerem Nematodenbesatz. Die Reduzierung des Rübenzystenälchens durch resistente Zwischenfrüchte ist daher auch bei Nutzung von nematodentoleranten Zuckerrübensorten eine wichtige Maßnahme, um den Druck der Schädlinge nicht zu stark ansteigen zu lassen.
Eisenfleckigkeit bei Kartoffeln: Qualität verbessern mit Zwischenfrüchten
Die virusbedingte Eisenfleckigkeit, die in Kartoffeln zu großen Qualitätseinbußen führen kann, ist eine Viruskrankheit, die durch die Trichodoriden-Nematoden übertragen wird. Auch hier kann der Anbau spezieller Ölrettichsorten wie Siletta Nova oder Bento zu einer deutlichen Verminderung der Eisenfleckigkeit und zu einer Qualitätsverbesserung führen.
Stark gefragt sind multiresistente Ölrettichsorten (Defender und Contra), die neben Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) auch Gallen bildende (Meloidogyne sp.), frei lebende (Trichodoriden) und wandernde (Pratylenchen) Nematoden bekämpfen können. Diese Nematoden können sich an verschiedenen Hauptkulturen vermehren. Daher sind sie besonders interessant für Fruchtfolgen, in denen Zuckerrübe, Kartoffeln, Raps, Gemüse und Getreide angebaut werden. Insbesondere auf leichten Böden können die Schäden durch Gallen bildende und frei lebende Nematoden zu erheblichen Qualitäts- und Ertragseinbußen führen. Denn nicht nur die Nematoden selbst schädigen die Pflanzen, sondern sie verschaffen vielfach durch ihr Anstechen der Pflanzenwurzel Pilzen wie Fusarium und Verticillium einen leichten Eintritt in die Pflanze.
Biofumigation: effektives Fangpflanzenprinzip
Die Reduzierung der wandernden Nematoden erfolgt nach dem Fangpflanzenprinzip, bei dem die Nematoden in die Wurzeln gelockt und mit dem Einarbeiten des Pflanzenmaterials abgetötet werden. Bei einer feinen Zerstörung des Pflanzenmaterials und mischenden Einarbeitung in die obere Bodenschicht mit anschließender Rückverfestigung werden zusätzlich noch Inhaltstoffe frei, die die Bekämpfung der wandernden Wurzelnematoden verstärken. Für diese Einarbeitungsmethode, die auch Biofumigation genannt wird, sind multiresistente Ölrettichsorten (s. Tabellen) besonders gut geeignet. Die durch Zwischenfrüchte gelieferte organische Substanz ist aufgrund ihres engen C:N-Verhältnisses leicht abbaubar.
Ausreichende Saatstärken beachten
Dichte und gleichmäßige Bestände mit intensiver Durchwurzelung erhöhen den Bekämpfungserfolg. Deshalb sollten resistente Ölrettichsorten mit 25–30 kg pro Hektar und resistente Gelbsenfsorten mit 25 kg pro Hektar ausgesät werden. Ein gut vorbereitetes Saatbett sichert den notwendig hohen Feldaufgang. Eine Pflugfurche auf volle Bearbeitungstiefe ist ideal, doch zeigen Praxiserfahrungen, dass bei nicht zu hohem Druck von Ausfallgetreide und Unkräutern auch eine nicht wendende Bodenbearbeitung möglich ist. Für eine bessere Strohrotte und zur Förderung der Zwischenfruchtentwicklung sollten 40–60 kg pro Hektar Stickstoff gedüngt werden. Gülle oder Gärreste sind hierzu gut geeignet.
Gelbsenf bei Mulchsaat
Die Mulchsaat bei Zuckerrüben ist ein wesentlicher Baustein der konservierenden Bodenbearbeitung. Angepasst an Bodenart und Bearbeitbarkeit des Bodens sollten Mulchsaatflächen für Rüben einmal auf Krumentiefe gelockert werden, entweder im Herbst oder im Frühjahr vor der Rübenaussaat. Als Zwischenfrucht eignet sich Gelbsenf gut, da er im Winter sicher abfriert. Besonders feinstängelige Gelbsenfsorten (z.B. Forum, Luna) liefern im Frühjahr eine leicht zerbröselnde Mulchauflage für störungsfreie Mulchsaaten.
Förderung der Bodenfruchtbarkeit
Zwischenfrüchte tragen zur Humusversorgung des Bodens bei. Der jährliche Verbrauch organischer Substanz ist abhängig von Bodenart, Krumendicke und Humusgehalt des Bodens und beträgt rund 2 % pro Jahr (1.200 kg/ha auf 25 cm Krumendicke). Ölrettich liefert rund 250 kg effektive organische Masse pro gebildete Tonne Trockenmasse. Besonders wüchsige Ölrettichsorten wirken sich positiv auf die Humusbilanz aus und verbessern das Wasseraufnahmevermögen des Bodens: Schon eine Erhöhung des Humusgehaltes um 0,5 % führt dazu, dass der Boden pro Hektar rund 70 m³ mehr Wasser speichern kann. Mit regelmäßigem Zwischenfruchtanbau mit sachgerechter Bodenbearbeitung lässt sich das Bodenleben annähernd verdoppeln.
Zudem stabilisieren Zwischenfrüchte das Krümelgefüge und erhöhen so die Tragfähigkeit des Bodens. Tiefwurzler wie der Ölrettich erschließen mit ihrer Pfahlwurzel den Unterboden und tragen zur besseren Durchlüftung des Bodens bei.
Wüchsige Sorten als Unkrautbekämpfer
Zwischenfrüchte unterdrücken das Unkraut durch Licht-, Wasser- und Nährstoffentzug und schützen den Boden vor Witterungseinflüssen. Besonders Sorten mit einer sehr schnellen Anfangsentwicklung (z.B. Gelbsenf Albatros, Ölrettich Dacapo) schützen durch ihr dichtes Blattwerk nicht nur den Boden vor Austrocknung, sondern verringern auch den Abtrag der wertvollen Ackerkrume durch Wind- und Wassererosion. Sie konservieren nicht direkt verwertbare Nährstoffe – insbesondere Stickstoff – in der pflanzlichen Trockenmasse und verringern die Nitratauswaschung. Zusätzlich werden weitere Nährstoffe in der Pflanzenmasse gespeichert und über den Winter vor Verlagerung in tiefere Bodenschichten und Auswaschung geschützt. Diese Nährstoffe stehen der Folgekultur dann im Frühjahr rechtzeitig zur Verfügung.