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Leguminosenmüdigkeit

Hintergründe und Auswirkungen auf den Zwischenfruchtanbau

 

Der Anbau von Leguminosen als Hauptkultur nimmt in den letzten Jahren stetig zu. Der Vertragsanbau von Körnerleguminosen zur Proteinherstellung spielt dabei eine Rolle. Dabei stellt sich den Praktikern die Frage, wie sich die Erhöhung der Anbaufrequenz von Körnerleguminosen und der Zwischenfruchtanbau mit Beteiligung von legumen Komponenten vereinen lässt - Stichwort "Leguminosenmüdigkeit". Fiene Kaufmann, Produktmanagerin für Zwischenfrüchte, klärt auf.

Grund dafür ist die „Leguminosenmüdigkeit“ als Sammelbegriff von Krankheiten, die sich insbesondere durch fehlende Anbaupausen bemerkbar machen; durch kümmerliches Wachstum und Ertragsrückgang bis hin zum Totalausfall. Die Faktoren hierfür sind vielfältig und nicht immer eindeutig quantifizierbar. Bei Erbsen gelten als Hauptursachen pilzliche Erreger (bspw. Phoma, Fusarium oder Pythium), mangelnde Nährstoffversorgung aber auch Bodenprobleme wie Verdichtungen und Verschlämmungen, Nematodenbesatz oder andere bodenbürtige Krankheiten wie Kleekrebs oder Falscher Mehltau. Viele der Pilzkrankheiten sind Sekundärinfektionen eines vorherigen Pratylenchus-Befalls. Leguminosen sind insgesamt sehr gute Wirtspflanzen für Pratylenchen, die sich vorwiegend in leichten Böden und bei kühlen und feuchten Bedingungen im Oberboden vermehren und in Wurzeln saugen. Befallene Pflanzen bleiben etwas im Wuchs zurück, stark befallene Pflanzen fallen Ende des Winters weg. An den befallenen Wurzeln ist die Wurzelhaut geschädigt und sekundäre Pilzinfektionen können schneller und stärker eindringen. Häufig wird ein Befall mit Pratylenchen erst nachträglich an vermehrten Pilzkrankheiten entdeckt.

Wie kann mit der Leguminosenmüdigkeit im Kontext Zwischenfruchtanbau umgegangen werden?

Der Einsatz von Leguminosen in Zwischenfrüchten ist, insbesondere in roten Gebieten und bei niedrig mit Stickstoff versorgten Böden sehr wichtig für die Nährstoffversorgung der Nicht-Leguminosen und eine gute Bodendeckung. Forschung zum Zwischenfruchtanbau, in dem die Leguminosen häufig nur im Gemenge angebaut werden und die Standzeit geringer als bei legumen Hauptkulturen ist, ist rar. Trotzdem können einige Faktoren bei der Anbauplanung zur Vermeidung von Leguminosenmüdigkeit beachtet werden.

  • Vorrangig gilt die Verwendung von zertifiziertem Saatgut als wichtige Stellschraube, um samenbürtige Erreger auszuschließen (bspw. den Pilz Ascochyta, bei dem bei zertifiziertem Saatgut Maximalwerte festgelegt sind); bei Nachbausaatgut tritt meist ein höherer Erregerdruck auf. Aber auch Nematoden wie das Rübenkopfälchen (Ditylenchus dipsaci) können bspw. mit Ackerbohnensaatgut verbreitet werden.
  • Bei der Fruchtfolgeplanung und Wahl der Zwischenfrucht sollte möglichst vermieden werden, dass legume Zwischenfrüchte direkt vor oder nach der Leguminose als Hauptkultur etabliert werden. Die folgende Tabelle kann einen Überblick über angemessene Anbaupausen geben:
  • Von praktischer Seite kann man Leguminosen in eine Anfälligkeit/Sensibilität bis hin zur Robustheit gruppieren. Dabei spielen jedoch auch immer Sorten eine Rolle.
  • Auch Versuche der LfL Bayern und anderer Institutionen bestätigen diese Wirkungverschiedener Zwischenfrüchte auf Leguminosenmüdigkeit in der folgenden Hauptkultur Erbse. Dabei wurde der niedrigste Ertrag der Erbse nach der Zwischenfrucht Erbse, Rotklee und Alexandriner Klee erreicht.
  • Den geringsten Einfluss auf den Ertrag hatten die Zwischenfrüchte Sommerwicke, Blaue Lupine und Ackerbohne. Aufgrund der geringen Anzahl an Versuchen dazu ist jedoch noch keine validierbare Aussage zu treffen.
  • Viele Schädlinge profitieren von feuchten Bedingungen und geringen Sauerstoffgehalten, daher gilt es, optimale Bodenverhältnisse zu fördern: d.h. eine ausreichende Erwärmung und Abtrocknung des Bodens, eine kulturart- und standortangepasste Saattiefe und die Vermeidung von Verkrustungen und Verschlämmungen infolge von Regenereignissen durch bspw. Striegeln.
  • Da auch Nährstoffmangel ein entscheidender Faktor sein kann, muss der pH-Wert beobachtet werden. Dieser ist u. a. auch für die Verfügbarkeit von Mikronährstoffen von Bedeutung. Inwieweit eine kohlenstoffreiche, organische Düngung positiven Einfluss haben kann, wird derzeit untersucht.

Bei dem nötigen Einhalten von Anbaupausen rücken leguminosenfreie Zwischenfrüchte bzw. Mischungen in den Vordergrund. Geeignete Vorfrüchte vor Leguminosen sind Kreuzblütler: multiresistenter Ölrettich, aber auch Gelb- und Sareptasenf. Auch Rauhafer kann die Belastung mit Pratylenchen vermindern. Im Öko-Anbau mit permanten legumen Beimischungen kann auch Meloidogyne hapla auftreten. Diese Nematode vermehrt sich nur an dikotylen Pflanzen, reines Getreide drängt die Population stark zurück. Auch hier sind spezielle Ölrettichsorten (ANGUS) mit einer Resistenz ausgestattet, die diesen Nematoden zurückdrängt. In Rapsfruchtfolgen kann hier die Mischung viterra Universal Leguminosenfrei (Phacelia, Rauhafer, Öllein, Sorghum) eine Möglichkeit sein.

Insbesondere in Leguminosenfruchtfolgen in Roten Gebieten, wo auf Leguminosen in der Zwischenfruchtmischung nicht verzichtet werden kann, ist darauf zu achten, dass nicht dieselbe Leguminose in Haupt- und Zwischenfrucht verwendet wird und die obigen Anbaupausen eingehalten werden. Bei großkörnigen, unempfindlicheren Leguminosen wie Ackerbohne in der Hauptkultur, kann auf eine Leguminose mit geringem TKG wie Klee zurückgegriffen werden.

Es hat sich auch gezeigt, dass gut durchlüftete, wüchsige Böden auch nach langjährigem Anbau von Leguminosen in der Zwischenfruchtmischung keine Anzeichen von Leguminosenmüdigkeit zeigen. Ein Bewusstsein für das Auftreten und mögliche Präventionsmaßnahmen sollten jedoch immer im Hinterkopf behalten werden. Melden Sie sich gerne bei Fragen!

Quellen:

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2014): Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit – Strategien für einen erfolgreichen Anbau

Fuchs, J.; Gelencsér, T.; Hohmann, P. (2023): Leguminosenmüdigkeit: Hintergründe, Maßnahmen und Anleitung zum Bodentest; Merkblatt Nr. 1667

Männel, M.; Schäfer, B.C.; Haberlah-Korr, V. (2022): „Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen; UFOP (Hrsg.)

Urbatzka, P.; Winterling, A.; Jacob, I.; Ostermayr, A. (2017):„Einfluss legumer Zwischenfrüchte auf Erbsen hinsichtlich Fruchtfolgekrankheiten“; Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz; LfL Bayern